Eine Frau holt im Büro etwas aus einem Regal. Daneben sitzt ein Mann auf einem Sofa und spielt mit einem Hund.
Geändert am : 14.05.2025 12:22
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Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Klassische Rollenverteilung war gestern – die Zeiten haben sich definitiv geändert. Frauen und Männer sind heutzutage gleichermaßen bestrebt, im Job erfolgreich zu sein und ihrem Lebenslauf den nötigen Schwung zu verpassen. Höhere Bildungsabschlüsse und Teilzeitjobs für alle Geschlechter, Frauenquoten und Job Sharing: das alles klingt im Hinblick auf Kinder und Karriere erst einmal vielversprechend. Immerhin etablieren mehr und mehr Unternehmen eine familienbewusste Personalpolitik, was für arbeitende Eltern ein wichtiges Kriterium bei der Wahl des Arbeitgebers ist. Doch es gibt noch mehr Argumente dafür, weshalb Firmen auf die Bedürfnisse von Familien eingehen.

Damit stellt sich automatisch die Frage wie das mit dem familienfreundlichen Arbeitsplatz in der Realität aussieht und ob die Vereinbarkeit von Familie und Beruf tatsächlich gegeben ist. Ja, das Thema ist durchaus vielschichtig und komplex. Daher sind wir der Sache näher auf dem Grund gegangen.

Wie profitieren Unternehmen von einem familienfreundlichen Arbeitsumfeld?

Bei der Vereinbarkeit von Job und Familie kommen die meisten als allererstes auf die Vorteile für die Mütter zu sprechen. Dabei ist das nur die halbe Wahrheit, denn neben der gesamten Familie haben auch die Arbeitgeber haben etwas davon, wenn dem Wunsch nach Vereinbarkeit von Karriere und Kindern nachgekommen wird.

  • Die Attraktivität als Arbeitgeber steigt: Familienfreundlichkeit auf dem Papier ist eine schöne Sache, überzeugt Angestellte aber nicht dauerhaft. Lassen Unternehmen hingegen durch familienfreundliche Maßnahmen Taten sprechen, zieht dies gut ausgebildete Arbeitskräfte an und senkt die Wechselbereitschaft. In Zeiten von Fachkräftemangel kann ein familienfreundlicher Arbeitsplatz also ein großer Vorteil gegenüber konkurrierenden Unternehmen sein.

  • Höhere Rückkehrquote nach der Geburt: Alle Angestellte benötigen eine Weile, um sich in einem neuen Job zurecht zu finden. Die Einarbeitungszeit ist somit Arbeitszeit und Zeit ist schließlich Geld. Wird es insbesondere Frauen leichter gemacht, nach der Geburt ihre Tätigkeit im Einklang mit den Bedürfnissen der Familie wieder aufzunehmen, können Unternehmen dem Know-how-Verlust vorbeugen.

  • Größere Zufriedenheit im Unternehmen: Gerade Frauen sind im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Job und Familie einer Mehrbelastung ausgesetzt, da sie meistens in Teilzeit arbeiten und dementsprechend mehr Zeit mit dem Nachwuchs verbringen. Das ist nicht immer einfach und mitunter ein ziemlicher Balanceakt. Erfahren Eltern jedoch Unterstützung durch den Arbeitgeber, kann sich das auf die Motivation, Loyalität und Leistungsfähigkeit auswirken. Am Ende profitieren alle von dem guten Betriebsklima.


Probleme und Gründe warum Vereinbarkeit von Beruf und Familie oft nicht klappt

Immer mehr Unternehmen haben die große Herausforderung bereits erkannt und stellen etliche Bemühungen zum Thema familienfreundliches Arbeiten an. Aber trotzdem schaffen es berufstätige Eltern nur selten, Job und Privatleben unter einen Hut zu bringen. In vielen Fällen ist es eher ein Kompromiss als eine freie Entscheidung. Dafür sind die folgenden Gründe besonders ausschlaggebend:

  • Befristete Anstellung: Im Alter zwischen 25 und 45 Jahren entscheidet sich vieles, allen voran die Karriere und die Kinderplanung. Allerdings beginnen viele Angestellte ihre berufliche Laufbahn mit einem befristeten Arbeitsverhältnis, weshalb die nötige finanzielle Sicherheit fehlt. Nicht immer klappt der Übergang in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis. Und ist dieses Ziel endlich erreicht, gilt es sich im Job vorerst zu positionieren und Erfahrungen zu sammeln. In dieser Situation ist an eine Familie oft nicht zu denken.

  • Fehlende Plätze für die Kinderbetreuung: Die Betreuungssituation ist natürlich vom Wohnort abhängig. Allerdings sind Plätze in einer Kita bzw. im Kindergarten vielerorts Mangelware. Stehen in solchen Fällen die Großeltern oder andere Familienangehörige nicht zur Verfügung, ist die Rückkehr in den Job oft ein Ding der Unmöglichkeit.

  • Hohe Kosten für die Unterbringung des Nachwuchses: Eine Ganztagesbetreuung oder die Unterbringung bei einer Tagesmutter kostet natürlich Geld. Werden die Kosten für die Kinderbetreuung abgezogen, ist es für viele Familien wirtschaftlich gesehen kein Vorteil, über eine Rückkehr in den Job nachzudenken.

  • Stress durch die Doppelbelastung: Selbst, wenn Müttern die Rückkehr in den Beruf ermöglicht wird und Väter in Teilzeit mittlerweile keine Raritäten mehr sind, ändert sich doch vieles, wenn der Nachwuchs da ist. Schließlich ist die Flexibilität mit einer Familie eine andere als bei kinderlosen Angestellten. Spontane Dienstreisen, ständige Erreichbarkeit und kurzfristige Meetings sind im Alltag mit Kindern nur schwer unterzubringen. Familien müssen meistens einen straffen Zeitplan befolgen, der spontane Abweichungen nicht wirklich zulässt und jede Menge Organisationsgeschick voraussetzt. Viele berufstätige Eltern fühlen sich dem ständigen Zeitdruck hilflos ausgesetzt und leiden unter dem andauernden Stress – insbesondere die Mütter. Am Ende dominiert häufig das Gefühl, weder der Familie noch dem Job gerecht werden zu können, worunter die Work-Life-Balance und der Familienalltag leiden.


Was ist notwendig, um Familie und Beruf vereinbaren zu können?

Auch wenn die Mehrbelastung trotzdem nicht von der Hand zu weisen ist, können Unternehmen durch familienfreundliche Maßnahmen ihren Angestellten mit Kindern entgegenkommen. Dabei haben sich die folgenden Punkte durchaus bewährt:

  • Passgenaue, flexible Arbeitszeiten: Je flexibler die Arbeitszeiten durch die Eltern gestaltet werden können, desto einfacher wird es mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Dabei helfen insbesondere Gleitzeitmodelle, lockere Kernarbeitszeiten und das Angebot von Telearbeit bzw. Home Office.

  • Angebote zur bedarfsgerechten Kinderbetreuung: Können sich Eltern darauf verlassen, dass ihr Kind während der Arbeitszeit gut betreut und versorgt wird, ist schon viel geschafft. Betriebskindergärten stellen ein hervorragendes Angebot für Angestellte mit Kindern dar. Dadurch fällt vor und nach der Arbeit nicht nur der Umweg zur Kita oder zum Kindergarten weg – sollte während der Arbeitszeit etwas sein, profitieren alle von besonders kurzen Wegen.

  • Hilfe nach Elternzeit und beim Wiedereinstieg: Natürlich ist die Elternzeit dazu da, um sich um die Familie zu kümmern. Nichtsdestotrotz kann es für Mitarbeiter:innen eine große Unterstützung und Wertschätzung darstellen, wenn sie nach wie vor als Teil des Teams betrachtet und mit einbezogen zu werden – zum Beispiel durch die Einladung zur Weihnachtsfeier. So bleibt der Kontakt zum Unternehmen bestehen und den Eltern wird die Rückkehr deutlich erleichtert. Gleichzeitig steigt die Freude auf den Wiedereinstieg nach der Geburt.

  • Ermöglichung von Teilzeitjobs und Job Sharing: In Teilzeit zu arbeiten ist für Eltern schon lange keine Besonderheit mehr. Allerdings bleibt es häufig nicht bei der vertraglich festgelegten Stundenzahl – egal ob Teilzeit oder Vollzeit. Hin und wieder gibt es dann doch einen Termin am Abend oder am freien Tag. Die Gleitzeit macht es möglich. Nur können es sich Eltern meist nicht so flexibel einteilen, was zu jeder Menge Stress führen kann. Denn wer nimmt schon gerne an einem Call teil und hütet gleichzeitig das Kind auf dem Spielplatz? Wichtig ist, dass Teilzeitstellen als solche unternehmensweit anerkannt sind und nicht mehr gefordert wird als möglich ist. Sollte ein Job in Teilzeit nicht möglich sein, zum Beispiel weil eine durchgehende Erreichbarkeit notwendig ist, können Arbeitsplätze auf zwei Personen aufgeteilt werden. Sogenannte Job Sharing-Modelle sind in Firmen hierzulande noch nicht überall verbreitet, können aber hervorragend funktionieren und für Eltern eine große Erleichterung bedeuten.

  • Unterstützung durch den Gesetzgeber: Nicht nur Unternehmen suchen nach Möglichkeiten, um Angestellten die Karriere mit Familie zu ermöglichen. Auch die Politik trägt zu einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie bei, zum Beispiel durch die Einführung des Elterngeldes. Zusätzlich wird der weitere Ausbau von leistbaren oder kostenlosen Betreuungsplätzen für Kinder gefordert. Auch die bessere Unterstützung von Frauen, einfacher in den Wunschjob zurückzukehren und das Fördern von Männern, um zuhause beim Nachwuchs bleiben zu können ist ein wichtiger Punkt auf der Agenda. In den letzten Jahren wurden schon einige Veränderungen in die Wege geleitet – zu tun gibt es beim Thema familienfreundliche Politik jedoch immer noch genug.


6 Tipps für berufstätige Eltern:

Lassen Sie sich von den Hürden nicht abschrecken, wenn es um die Familienplanung im Einklang mit Ihren Berufsperspektiven geht. Der Mensch wächst schließlich anhand der Aufgaben. Die folgenden Tipps helfen Ihnen, selbst in brenzligen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren und Ihren Alltag perfekt zu organisieren.

1

Halten Sie immer einen Plan B für unvorhergesehene Ereignisse parat

Die Kindererziehung und Karriereleiter erfordern zusammen eine ordentliche Portion Organisationstalent. Ihr Kind wird im Kindergarten plötzlich krank, die Tagesmutter muss aufgrund eines Notfalls absagen oder es ist im Büro auf einmal die Hölle los, obwohl Sie Ihr Kind gleich abholen müssten? Dann atmen Sie tief durch und versuchen Sie einen Plan B zu finden. Den gibt es schließlich immer.
2

Bauen Sie sich ein Netzwerk an Helfern auf

Gerade in Notfällen kann es eine große Entlastung sein, wenn Sie auf zwei bis drei Personen zurückgreifen dürfen. Vielleicht können an einem Tag die Großeltern einspringen oder Ihnen ist eine gute Freundin spontan behilflich? Schließlich geht es vielen Eltern so – man kann sich gegenseitig helfen und sich selbstverständlich revanchieren.
3

Führen Sie einen gemeinsamen Kalender

Für alle Familienmitglieder wird es einfacher, wenn Sie nicht alles im Kopf behalten müssen. Es gibt bereits einige Apps fürs Smartphone, die Ihnen als Hilfsmittel bei der Tagesplanung zur Verfügung stehen. Besprechen Sie als Familie gemeinsam die Woche oder am Morgen den Tagesablauf. So übersehen Sie keine Termine mehr und können Verantwortlichkeiten geschickt aufteilen.
4

Setzen Sie sich nicht unter Druck

Es wird Ihnen nicht jeden Tag gelingen, dem Job und der Familien gleichermaßen gerecht zu werden. Unvorhergesehene Ereignisse, plötzliche Krankheit oder Probleme bei einem Projekt – all das haben Sie nicht in der Hand und am Ende sind Sie auch nur ein Mensch. Halten Sie sich vor Augen, dass Sie Ihr Bestes geben und das ist immer gut genug.
5

Machen Sie konsequent Feierabend

Legen Sie nach der Arbeit Ihr Firmenhandy und Ihren Laptop weg und nehmen Sie sich bewusst Zeit für sich und Ihre Familie – das gilt genauso fürs Home Office. Vermeiden Sie es, Arbeit mit nach Hause zu nehmen, wenn Sie im Büro nicht alles geschafft haben. Vieles ist nicht so dringend, dass es nicht auch am nächsten Tag erledigt werden könnte.
6

Nehmen Sie sich Zeit für Erholung

Natürlich sind Kinder wunderbar und Ihr Job macht Ihnen hoffentlich auch Spaß. Aber unterschätzen Sie nicht, wie anstrengend die Doppelbelastung Beruf und Familie auf Dauer ist. Nehmen Sie sich hin und wieder Zeit, um den eigenen Bedürfnissen nachzukommen. Sie werden sehen, dass Sie nach einer Pause oder Auszeit wieder viel belastbarer sind.